Wirkungsweisen der Verankerung
Schwerlastanker-Ratgeber – Teil 3
In den ersten Beiträgen des Schwerlastanker-Ratgebers haben wir uns mit der Art des Verankerungsgrundes und dessen Anforderungen an Befestigungsmittel beschäftigt. Im dritten Teil liegt der Fokus auf den Verankerungsmethoden. Wir beleuchten, welche Wirkweisen und Befestigungsmittel es gibt sowie deren Vor- und Nachteile.
Vorteile:
Generell unterscheiden wir drei physikalische Wirkungsweisen der Verankerung: Reibschluss, Formschluss und Stoffschluss. Schauen wir uns diese Verankerungsmethoden im Detail an:
Reibschluss
Durch das Spreizen einzelner Komponenten innerhalb des Bohrlochs wird Reibung erzeugt, die den Anker sicher im Untergrund fixiert. Wir unterscheiden zwischen drehmomentkontrollierter und wegkontrollierter Spreizung: Die Mutter des Bolzenankers bzw. des Sicherheitsdübels muss mit einem definierten Drehmoment angezogen werden, um die Spreizhülse vollständig zu weiten. Im Inneren des Einschlagankers muss der Metallkonus einen bestimmten Weg zurücklegen, um die Hülse im Bohrloch ordnungsgemäß zu verspreizen. Das ETA-geregelte Setzwerkzeug stellt die korrekte Distanz sicher.
Vorteile:
- Einfache Montage (keine Setzwerkzeuge, Ausnahme: Einschlaganker)
- Sofortige Belastbarkeit (keine Aushärtezeiten)
- Selbstsichernde Lastaufnahme: Sobald Last über das Anbauteil eingeleitet wird, zieht sich der Konusbolzen weiter in die Hülse. Er spreizt nach. (Ausnahme Einschlaganker)
- Sicherheitsdübel mit Doppelkonus für höhere Lastaufnahme
Zu beachten:
- Verankerungen mit starker Spreizung erfordern höhere Mindestachs- und -randabstände
- Spreizanker sind nicht demontierbar
- Spreizanker sind nur für Vollbaustoffe geeignet (in der Regel Beton) bzw. nach erfolgter Eignungsprüfung auch für Voll- und Naturstein
Formschluss
Ein Formschluss entsteht durch die Verzahnung des Befestigungsmittels mit dem Verankerungsgrund. Betrachten wir dazu zwei Arten von Ankern: Die Selbsthinterschneidanker wie den LIEBIG SUPERPLUS und die Betonschraube JC2 Plus: Die scharfkantigen Segmente der LIEBIG SUPERPLUS Hülse schneiden sich tief im Bohrloch in den Beton. Die Gewindeflanken der Betonschraube stellen während des Einschraubvorgangs mehrere Formschlüsse her. Daher werden sie als Schraubanker bezeichnet. Wie auch bei den Spreizankern unterscheiden wir hier zwischen drehmomentkontrollierten und wegkontrollierten Ankern.Vorteile von Selbsthinterschneidankern:
- Hohe Tragfähigkeiten
- Ideal zur Aufnahme außergewöhnlicher Lasten (z.B. Erdbeben, Stoßlasten)
- Geringe Spreizkräfte (geeignet für randnahe Befestigungen)
- Sofortige Belastbarkeit (keine Aushärtezeiten)
- Demontierbar
- Selbständige Hinterschneidung, keine Setzwerkzeuge nötig
Zu beachten:
- Für Beton zugelassen bzw. nach erfolgter Prüfung auch für Voll- und Naturstein geeignet
- Aufgrund hoher Tragfähigkeiten hochpreisiger
Vorteile von Betonschrauben:
- Sofortige Belastbarkeit (keine Aushärtezeiten)
- Vollständig demontierbar
- Wirtschaftlich
- Geringe Spreizkräfte (geeignet für randnahe Befestigungen)
- Durch die mehrfache Verzahnung im Untergrund auch für Lochsteine mit hoher Rohdichte oder Spannbetondielen geeignet
Zu beachten:
- Im Durchmesser nach oben hin begrenzt
Stoffschluss
Beim Stoffschluss werden die Bauteile zu einer in der Regel unlösbaren Einheit miteinander verbunden. Beim Stoffschluss verbindet der Klebemörtel den Anker mit dem Befestigungsgrund. Schauen wir uns als Beispiel die Produkte EJOT Multifix USF mit Ankerstange und Siebhülse an.
Vorteile:
- Hohe Tragfähigkeiten
- Keine Spreizkräfte (ideal für randnahe Befestigungen)
- Für Verankerungen in Voll- und Hohlbaustoffen geeignet (Hohlbaustoffe erfordern eine Siebhülse)
- Abdichtende Funktion (z. B. Einsatz in weißen Wannen)
Zu beachten:
- Keine sofortige Belastbarkeit (Aushärtezeiten)
- Besondere Anforderungen bei der Montage:
- Gründliche Bohrlochreinigung (hohen Tragfähigkeitsverlusten vorbeugen)
- Komponenten müssen vollständig vermischt werden
- Verarbeitungs- und Umgebungstemperaturen beeinflussen die Aushärtezeit
- Besondere Anforderungen an die Lagerung:
- Lagerzeit
- Temperaturempfindlichkeit