Scope 3 – Der schwierige Schritt zur Dekarbonisierung

Der Weg zur Klimaneutralität führt über die Scope 3-Emissionen. Sie machen bei EJOT, wie auch bei vielen anderen produzierenden Unternehmen, den größten Anteil am CO2e-Fußabdruck aus.

Unter Scope 3 sind Emissionen zusammengefasst, die durch Prozesse entstehen, die außerhalb des Unternehmens stattfinden, aber im Zusammenhang mit der Produktion des Unternehmens stehen. Das Problem: Diese Emissionen sind schwieriger zu messen und zu beeinflussen.

„Wenn zum Beispiel ein Containerschiff aus Sicherheitsgründen nicht die Route durch das Rote Meer nimmt, sondern einen Umweg, dann sind das zusätzliche Emissionen, die wir nicht beeinflussen können“, erläutert Sebastian Böttcher, strategischer Einkäufer bei EJOT. „Wir sind oft komplett abhängig von externen Entwicklungen und Dienstleitern wie Lieferanten.“

Um die Scope 3-Emissionen schnell und nachhaltig zu reduzieren, steht EJOT im engen Austausch mit seinen Lieferanten. So wurden zum Beispiel in einem Workshop mit elf Lieferanten aus der kompletten Lieferkette Möglichkeiten zur CO2e-Reduzierung erarbeitet. Darin ist eine große Bereitschaft zum Ausdruck gekommen, beim Thema CO2e-Reduzierung konkrete Projekte anzugehen.

Insgesamt 98 Vorschläge wurden innerhalb der Ideenphase erarbeitet, die in verschiedene Kategorien geclustert wurden. Darunter Initiativen, die von den Lieferanten und von EJOT gemeinsam durchgeführt werden können, sowie Aktivitäten, die ohne weitere Unterstützung von EJOT durchgeführt werden (können). Fehlende Datentransparenz erschwerte in vielen Ideen die konkrete Berechnung der Einsparpotenziale. Erhebliche Einsparpotenziale existieren zum Beispiel in der Oberflächentechnik beim Einsatz von CO2e-reduzierten Substanzen oder Temperaturveränderungen im Produktionsprozess, bei kostenneutralem Aufwand. Aber auch vermeintlich kleine Ideen, wie die Reduzierung der Anlieferfrequenz vom Lieferanten bei EJOT oder die Art der Verpackung, leisten am Ende ihren Beitrag zur Reduzierung der Emissionen.

„Die Fortführung der Initiativen wird in die Verantwortung des strategischen Einkaufs übergehen“, erläutert Sebastian Böttcher. Gemeinsame Initiativen zwischen EJOT Einkauf und Lieferanten werden durch die verantwortlichen Einkäufer geplant und mit Maßnahmen überführt. Der Umsetzungsstatus der eigenständigen Initiativen der Lieferanten wird regelmäßig mit EJOT besprochen. Verbesserungen, die Einfluss auf den „Product Carbon Footprint“ haben, werden intern dem Umweltmanagement
mitgeteilt.

Ein weiteres Beispiel, um auf der Ebene von Scope 3 zu größeren Reduzierungen zu kommen, setzt EJOT auf den Einsatz von CO2e-reduzierten Stahl. Der Einstieg erfolgte im vergangenen Jahr im Rahmen des Pilotprojektes mit dem Stahlproduzenten Arcelor Mittal (Hamburg) und dem Drahtwerk Finkernagel (Altena). Arcelor Mittal produziert hochgradig CO2-reduzierten XCarb® Stahl aus recyceltem und erneuerbarem Material mit deutlich geringerem CO2-Fußabdruck als konventionell hergestellter Stahl, den das Drahtwerk Finkernagel verarbeitet. EJOT wiederum stellt aus gezogenem Draht in Kaltumformung Verbindungselemente her.

Das Projekt Einkauf von CO2-reduziertem Stahl wird in diesem Jahr auf 500 Tonnen ausgeweitet. Dass dies erst der Anfang eines langen Weges ist, zeigt die Tatsache, dass EJOT pro Jahr ca. 43.000 Tonnen Stahl benötigt. „Das ist eine große Herausforderung, die wir aber im Sinne unseres Klimaschutz-Ziels mit Nachdruck angehen werden“, so Böttcher.

Ein weiterer Bereich ist der Einsatz von recyceltem Granulat. „Gleichwohl sind die Kosten noch sehr hoch und auch der Testaufwand, um den Qualitätsansprüchen von EJOT und den Kunden gerecht zu werden“, erläutert Böttcher. Auch die Freigabeprozesse für die Nutzung des recycelten Materials sind recht langwierig.

In der Zusammenarbeit mit den Lieferanten wird EJOT das Thema Nachhaltigkeit weiter forcieren. „Im Moment läuft eine großflächig platzierte Umfrage bei unseren Lieferanten zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. 2024 werden diese Themen erstmals in der Lieferantenbewertung relevant“, so Böttcher. Die Kriterien im Einkauf sind damit künftig nicht mehr nur: Qualität, Flexibilität und Preis, sondern auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Welchen Stellenwert das Thema bei EJOT hat, zeigt auch die Tatsache, dass beim EJOT Lieferantentag im November das Thema Nachhaltigkeit erneut im Fokus steht und erstmals Lieferanten mit Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet werden.

Kontakt EJOT Gruppe

Andreas Wolf

Öffentlichkeitsarbeit

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